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Document Details :

Title: Thomas Mann
Subtitle: Die Ehe im Übergang
Author(s): KNIEPS-PORT LE ROI, Thomas
Journal: Marriage, Families & Spirituality
Volume: 10    Issue: 1   Date: Spring 2004   
Pages: 101-105
DOI: 10.2143/INT.10.1.2004385

Abstract :
»Man ist Ehemann, man hat nicht das Recht, zu sagen: Die Sache, die freilich hinlänglich problematische Sache, schiert mich den Teufel.« Mit diesen Worten leitet Thomas Mann seinen Essay über die Ehe ein, den er im Juli und August 1925 auf Einladung des Kulturphilosophen Hermann Graf Keyserling verfasst. Der persönliche Bezug zum Thema – Mann ist seit 1905 mit Katja Pringsheim verheiratet, mit der er zu diesem Zeitpunkt sechs Kinder hat und bis zu seinem Tod im Jahr 1955 in Zuneigung und Liebe verbunden bleiben wird – spielt in dem Aufsatz eine allenfalls hintergründige Rolle. An einer Stelle findet sich der Hinweis, auch im Falle seiner Eheschließung habe sich das Diktum Hegels bewahrheitet, »der sittlichste Weg zur Ehe sei der, bei dem zuerst der Entschluss zur Verehelichung stehe und dieser dann schließlich die Neigung zur Folge habe«. Und noch hinsichtlich einer weiteren Folgeerscheinung der Verheiratung lassen sich persönliche Reminiszenzen des Autors kaum übersehen, so wenn er von dem »eigentümlichen Erlebnis der Vaterschaft« handelt, zu dem das Staunen und der Stolz angesichts der sich einstellenden Kinderschar ebenso gehöre wie die Sorge um die bedrohte »Freiheit und Einsamkeit«. Doch schon diese wenigen biographisch gefärbten Andeutungen lassen die beiden hinlänglich bekannten Pole erkennen, um die Persönlichkeit und literarisches Werk des Erzählers gleichermaßen zu kreisen scheinen: des auf Ansehen und Würde bedachten Bürgers einerseits, der sich in der Ehe »eine Verfassung gegeben hat«, wie er kurz nach der Heirat in einem Brief an den Bruder Heinrich schreibt, sowie des genialen Künstlers und sensiblen Dichters anderseits, der seinen»Klosterfrieden« nur bewahren und den Ehe- und Familientrubel nur überleben kann, indem er sich in die Rolle des über allen Dingen stehenden Übervaters und pater familias rettet.

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