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Document Details : Title: Luthers Bibelübersetzung: bleibend verwurzelt in Latinität und (spät)mittelalterlicher Traditionsgeschichte Subtitle: Drei Einzelbeobachtungen Author(s): DE GRAUWE, Luc Journal: Leuvense Bijdragen - Leuven Contributions in Linguistics and Philology Volume: 100 Date: 2016 Pages: 463-485 DOI: 10.2143/LB.100.0.3159671 Abstract : Nach landläufiger, sogar nach traditioneller Lehrbuchmeinung hat Luther die Bibel aus den Grundsprachen Hebräisch und Griechisch übersetzt – so war es auch seine erklärte Absicht. Aber die Forschung weiß, dass er sich mit beiden Sprachen schwertat. Deswegen, so stellt sich heraus, suchte er oft Hilfe in den lateinischen Versionen (Vulgata, Erasmus), überhaupt in eigenen Lateinkenntnissen. Nur so erklärt sich, warum im ersten hier untersuchten, alttestamentlichen Fall Luther übereinstimmt mit der Vulgata und (somit) auch mit der dieser vorangehenden Septuaginta. Wie diese beiden Versionen differenziert er z.B. wortmäßig und zwar „stellengetreu“ aus, was im Hebräischen durch ein einziges (sei es, wie zufällig hier, in zwei Varianten vorkommendes) Wort ausgedrückt wird: Hebr. אֱמֶת/אֱמוּנָה ('ᴂmûnâh/'ᴂmᴂt) > LXX mal πίστις/pistis, mal ἀλήθεια/alētheia > Vulg. fides bzw. veritas > Luther glaube bzw. (neben, seltener, innovativem trewe) warheit. Solche Fälle ließen sich gewiss vermehren. Und so steht Luther auch im Einklang mit den meisten (spät)mittelalterlichen deutschen (und germanischen) Bibelversionen, ebenso wie er mit dem Epitheton holdselig für Maria (Lk. 1:28) ganz in der alten Tradition verwurzelt bleibt, in der reformatorischen dagegen (von wenigen 'Epigonen' abgesehen) isoliert steht (Fall 2.). Eine ähnlich gelagerte solation weist er mit seiner Übersetzung gepflastert(er Saal) für das Jerusalemer Zönakel auf, was kontextuell falsch verstandenes Latein (!) verrät (Fall 3.). |
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