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Title: Corpusvorming van Ruusbroecs werken
Author(s): KIENHORST, Hans , KORS, Mikel M.
Journal: Ons Geestelijk Erf
Volume: 72    Issue: 1   Date: maart 1998   
Pages: 3-53
DOI: 10.2143/OGE.72.1.2003378

Abstract :
Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen die großen Sammelhandschriften der Werke des Jan van Ruusbroecs, namentlich die Überlieferung des 14. Jahrhunderts. Besondere Berücksichtigung gilt der Entstehung von Textcorpora, das heißt, dem Zusammenbringen von zwei oder mehreren Werken eines Autors in eine Handschrift.
Die früheste Überlieferung wird bestimmt von kleinen Handschriften mit einem einzigen Text, die meistens aus Rooklooster stammen und die in diesem Artikel erstmals als Gesamterscheinung untersucht werden. Es wird gezeigt, daß diese kleinen Handschriften am Anfang der Texttradition stehen. Fast zur gleichen Zeit, ca. 1365, entstanden bereits die ersten Ruusbroec-Sammlungen. Die bekanntesten sind die des Bruders Gheraert und die Sammelhandschrift aus Groenendaal, wovon nur noch ein Teil überliefert worden ist (Brüssel, KB, 19.295-97). Eine dritte Sammlung ist die des sogenannten “Nacomelinc”, deren Entstehungszeit vielleicht um 1400 anzusetzen ist. Bruder Gheraert und der “Nacomelinc” haben zu ihren Sammlungen Erläuterungen geschrieben, die hier analysiert werden. Es wird unter anderem gezeigt, wie diese Erläuterungen die handschriftliche Tradition des 15. Jahrhunderts grundsätzlich beeinflußt haben.
Anhand von kodikologischen Untersuchungen des erhaltenen Teiles der Groenendaler Handschrift wird eine neue Interpretation ihrer Entstehung in Phasen gegeben. Die Handschrift G (Gent, UB, 693) ist eine direkte Kopie des zweigeteilten Groenendaler Kodex. Eine neue kodikologische Analyse der Handschrift G liefert sowohl neue Fünde zur Zusammenstellung der Groenendaler Handschrift im Laufe der Zeit wie auch zur Überlieferungsgeschichte einzelner Werke des Ruusbroecs.
Die Groenendaler Handschrift ist die Basis für die authentische Opera omnia-Kodizes des 15. Jahrhunderts gewesen. Dazu entstanden Teilsammlungen, die uns zeigen, daß man sich aus verschiedenen Textfamilien eine Ruusbroec-Sammlung zusammenstellen müßte. Wie schwierig dies war, zeigt das Beispiel der Handschrift D (Brüssel, KB, 3416-24), deren Inhalt der gesammelten Werke auf verschiedenen Traditionen zurückgeht und sogar ein nicht-authentisches Traktat enthält (Vanden XII dogheden).

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