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Document Details :

Title: De spiritualiteit van de devote regulier
Subtitle: Beschouwingen over de Agnietenbergkroniek van Thomas van Kempen
Author(s): VAN DIJK, Rudolf Th.M.
Journal: Ons Geestelijk Erf
Volume: 72    Issue: 1   Date: maart 1998   
Pages: 54-104
DOI: 10.2143/OGE.72.1.2003379

Abstract :
Die Chronica Montis Sanctae Agnetis, die Thomas von Kempen (1379/80-1471) zwischen 1464 und 1471 verfasste, besteht aus drei Bestandteilen: [1] eine Übersicht über Gründung und älteste Geschichte des Windesheimer Klosters Sint-Agnietenberg, nordöstlich von Zwolle, 1398 entstanden; [2] eine chronologische Sammlung von meist kurzen Viten und schlichten Berichten, abgewechselt von geschichtlichen Angaben über das eigene Kloster und seine Umwelt; [3] eine Zusammenfassung des Ursprungs und der Entwicklung der Devotio Moderna anhand mehrerer Gründergestalten. Das Ziel der Vitensammlung war, durch entscheidende Erinnerungen an gestorbene Mitbrüder und sonstige Klosterbewohner, sie exemplarisch darzustellen und das eigene Charisma als spirituelles Umformungsmodell der eigenen und folgenden Generationen zu übermitteln. Die eigene Bedeutung der Klosterchronik liegt weniger auf dem Gebiet des geschichtlichen Berichtes als auf dem Ebene der Prozesse fortschreitender Umformung, die durch Lesung, Betrachtung, Gebet und Schauung vermittelt werden.
Dieses Charisma wird gekennzeichnet von einem lebendigen Geist der inneren Reform und des persönlichen Wachstums in der Liebe zu Gott und zum Mitmenschen, von Treue am gemeinsamen Leben und an der traditionellen Einübung von Tugenden in Frömmigkeit und Hingabe. Diese Geistesverfassung verband die Bewohner des Klosters Sint-Agnietenberg mit den anderen Klöstern des Windesheimer Kapitels, der – mehr als die Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben und die Terzianer und Terziarinnen – die hervorragendste Ausdrucksform der Devotio Moderna war seit dem Ende des vierzehnten bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts. Die Windesheimer Klosterbewegung stützte sich kirchenrechtlich auf das Kanonikermodell im lateinischen Ordenswesen. Die Entscheidung hierfür wies sich durch Geert Grote (1340-1384) aus, Diakon aus Deventer, Gründer und einen der wichtigsten Vertreter der Bewegung der ‘inneren Reform’, die das erkrankte kirchliche Leben wiederherzustellen versuchte. Einerseits fanden die verschiedenen semireligiösen Lebensweisen, die an den Wurzeln dieser Reformbewegung lagen, am besten Anschluß an das Lebensmodell des Regularkanonikers oder der Regularkanonikerin. Andererseits gab die Feier der Liturgie in der Klosterkirche durch den Tag, die Woche, das Jahr hindurch eine besondere Dimension spiritueller Umformung im Christusmysterium.
Die typologisch vielgestaltige Zusammensetzung der Klostergemeinde im breiteren Sinne hatte nicht zur Folge, daß bestimmte Kategorien von Klosterbewohnern des Agnietenbergconventes mehr als andere eine devote Spiritualität entwicklen konnten. Nähere Erforschung von 51 Viten führt zu der Schlußfolgerung, daß die ‘Spiritualität eines devoten Regulars’ fast jeden kennzeichnete, der sein Leben auf dem Agnietenberg verbrachte, ungeachtet seines Amtes oder Standes. Sie zeigt in den Umschreibungen des Thomas von Kempen eine bunte Palette von überwiegend traditionellen Tugenden, die dem Grundbegriff devotio als ‘Hingabe’ und ‘Frömmigkeit’ die Farbe ‘erneuerter Innigkeit’ verleihen.

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