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Document Details :

Title: Een studiereis naar Groenendaal
Subtitle: De Nacomelinc en de totstandkoming van Ruusbroec-handschrift D
Author(s): KIENHORST, Hans , KORS, Mikel M.
Journal: Ons Geestelijk Erf
Volume: 72    Issue: 3   Date: september 1998   
Pages: 221-245
DOI: 10.2143/OGE.72.3.2003367

Abstract :
Zentral in diesem Beitrag steht eine bedeutende Sammelhandschrift der Werke des Jan van Ruusbroec (Brüssel, KB, 3416-24), die Anfang der sechziger Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts von einem Schreiber aus Holland angefertigt wurde. Diese Handschrift umfaßt außer die von Ruusbroec verfassten elf Traktate auch Vanden XII dogheden. Angefangen wird mit einer Kopie des Prologes des Kartäuserbruders Gheraert aus Herne und am Ende wurde eine Sammlung kürzerer Texte zugefügt, die vom sogenannten “Nacomelinc” zusammengestellt worden ist. Einer dieser Texte ist von diesem “Nachkommen Ruusbroecs” selber geschrieben worden. Er enthält Empfehlungen für die richtige Verfertigung von Kopien wie auch für die Reihenfolge, in der Ruusbroecs Werke (zu denen er auch die Dogheden rechnet) gelesen und abgeschrieben werden sollten. Gezeigt wird wie der Kopist der Ruusbroec-Handschrift D sich diese Empfehlungen zu Herzen genommen hat. Die fragliche Handschrift enthält zum Beispiel die Werke Ruusbroecs in der Reihenfolge des “Nacomelincs”. Diese war dem Kopisten von vornherein bekannt. Andererseits können in der Handschrift mehrere Teile unterschieden werden, die alle eine selbständige kodikologische Einheit bilden. Im Laufe seiner Arbeit wurden diese Einzelteile von dem Kopisten richtig geordnet.
Der “Nacomelinc”, dessen Empfehlungen von dem Kopisten der Handschrift D befolgt wurden, befand sich vermutlich ca. 1400-1410 in Groenendaal, wo zur Zeit noch Mönche lebten, die Jan van Ruusbroec persönlich gekannt hatten. Um seine eigene Handschrift mit den Werken von Ruusbroec und den Dogheden kritisch korrigieren und von Kommentaren versehen zu können, hat er unter anderen diese Mönche über Ruusbroec befragt und auch die Textzeugen studiert die in diesem Kloster von Ruusbroecs Werken vorhanden waren. Außerdem hat er einige Texte aus der dortigen Ruusbroec-Handschrift Qq (Brüssel, KB, 2559-62, f. 3-175, ein Rapiarium) kopiert, welche zu dem Dossier des “Nacomelincs” gehören, das der Kopist der Handschrift D abgeschrieben und am Ende seiner Handschrift hinzugefügt hat.
Die Identifikation des “Nacomelincs” als Jan Wisse, der in 1382-1383 der erster Propst des holländischen Chorherrenklosters Eemstein war und in 1414 vermutlich für zwei Jahren als Prior in Groenendaal antrat, ist schon deshalb nicht möglich, weil Wisse wie kein anderer wußte, daß Vanden XII dogheden nicht von Ruusbroec sondern von Godfried Wevel verfaßt wurde. Daß Eemstein dennoch mit der Handschrift des “Nacomelincs” und somit auch mit der Anfertigung der Handschrift D verbunden ist, geht daraus hervor, daß Godfried Wevel wahrscheinlich zugunsten dieses Klosters das Dogheden-Traktat als eine Einführung in die Werke des Jan van Ruusbroec sowie in die Spiritualität von Groenendaal geschrieben hat. Mit einer Kombination von den opera omniades Ruusbroecs und dem Dogheden-Traktat muß auch bei dem “Nacomelinc” gerechnet werden, als er für seine textkritischen Arbeit an Texte Ruusbroecs einige Zeit in Groenendaal verblieb.

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