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Document Details :

Title: Tibulls Elegie 1,4 als carmen Priapeum
Subtitle: Ein kleiner Gott macht literarische Karriere
Author(s): REIF, Matthias
Journal: Latomus
Volume: 77    Issue: 2   Date: 2018   
Pages: 464-481
DOI: 10.2143/LAT.77.2.3284992

Abstract :
An Tibulls Elegie 1,4 wird von der Forschung bisher v.a. der Alexandrinismus hervorgehoben, der in der Regel aus kallimacheischen Parallelen hergeleitet wird. Doch gerade der neuartige Interpretationszugang durch die Gegenüberstellung des Gedichtes mit Priapeen des Corpus Priapeorum belegt in formaler, stilistischer und inhaltlicher Hinsicht die hellenistisch-alexandrinische Tradition: Der Tibull-Text spiegelt die immer neue Kontamination eines an sich beschränkten Motivspektrums wider, entwickelt sich ausgehend vom konventionellen (Klein)-Priapeum nach Art einer Statuenaufschrift zu einem fiktiven Groß-Priapeum und illustriert im zunehmenden Verlauf die Entstehung der Elegie aus dem Epigramm. Durch den Verzicht auf die für das Römische sonst erkennbare obszön-sexuelle Ausrichtung reiht sich das Gedicht, das als frühestes der sechzehn erhaltenen Tibull-Gedichte gilt, in die belegbare griechische Priapeentradition ein und wirkt so im Vergleich zur weiteren römischen Priapeendichtung eigenständig. Eben diese Auslagerung des sexuellen Motives bei Tibull kann als weiteres Argument gegen die ihm für Priapeum 81 und 82 zugeschriebene Autorschaft fungieren.

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