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Document Details :

Title: Het propositum bij de moderne devoten
Subtitle: De verschriftelijking van een kernbegrip uit de vadertijd
Author(s): KORS, Mikel M.
Journal: Ons Geestelijk Erf
Volume: 71    Issue: 2   Date: juni 1997   
Pages: 145-180
DOI: 10.2143/OGE.71.2.2003394

Abstract :
In diesem Beitrag wird erstmals das propositum bei den Modernen Devoten als Gesamterscheinung analysiert und historisch eingeordnet. Geert Grote (1340-1384) schrieb in den siebziger Jahren des vierzehnten Jahrhunderts, nach seiner Bekehrung, den Text Conclusa et proposita non vota. Dieser Schrift ist ein propositum und beinhaltet als solches einen Lebensplan für eine persönliche spirituelle Reform. Auch andere dergleichen Texte, von namentlich bekannten Autoren wie von Anonymi, sind aus der Devotio Moderna überliefert worden. Es fällt auf, daß es sich dabei zum größten Teil handelt um Texte aus dem Milieu der Brüder des gemeinsamen Lebens.
Im ersten Teil des Artikels werden diese proposita— insgesamt sieben — analysiert, und aufgrund der Analyse wird eine Genre-Definition erstellt. Anhand der Ergebnisse wird darauf untersucht, ob auch andere Texte der Devotio Moderna als propositum betrachtet werden könnten, was tatsächlich der Fall ist.
Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage, was die Bedeutung des propositum-Begriffs in der Tradition bevor der Devotio Moderna war. Es stellt sich heraus, daß in der früh-christlichen Tradition dieser Begriff meistens einen Entschluß für ein spirituelles Leben innerhalb der Kirche bedeutet, ohne das es sich dabei schon um Gelübde handle. Nach der Väterzeit setzt sich jedoch mehr und mehr eine juridische Interpretation des Begriffs durch, und im frühen 13. Jahrhundert kommt das propositum in schriftlicher Form einer Regel und den Gelübden schon recht nahe.
Im dritten Teil wird festgestellt, daß die Devoten jede juridische Implikation ihrer proposita ausdrücklich zu vermeiden versuchten und daß sie sich eher auf die früh-christlichen proposita, die meistens keinen juridischen Status hatten, orientierten. Um jeden Preis wollten die Brüder vermeiden, daß man diese proposita als Gelübde oder gar eine neue religio interpretieren würde. Nicht die juridische sondern die spirituelle Interpretation des propositum-Begriffs prävalierte deshalb. Es stellt sich heraus, daß das Propositum bei den Modernen Devoten einen Prüfstein für das ganze spirituelle Leben darstellte, und deshalb von großer Wichtigkeit ist für das Verständnis der geistlichen Praxis innerhalb dieser Bewegung. Eine Erneuerung gegenüber die altchristliche Tradition war jedoch, daß die Modernen Devoten ihre proposita schriftlich artikulierten. Dies läßt sich erklären aus der pragmatischen Schriftlichkeit wie sie von den Devoten aufgefaßt wurde. Wie in fast allen Schriften der Modernen Devoten, lassen sich auch hier Intertextualität, sowie Personalisierung oder Formalisierung der Texte beobachten. Es scheint jedoch, daß das propositum in schriftlicher Form außerhalb der engen Kreis der Devotio Moderna, besonders des Milieus der Brüder des gemeinsamen Lebens, wo es im vierzehnten Jahrhundert sehr lebendig war und seinen Ursprung hatte, keinen Widerhall gefunden hat. Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts scheint die Zeit des propositum endgültig vorbei gewesen zu sein.

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