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Title: Furtwänglers 'Anadyomene'
Author(s): SALOMONSON, J.W.
Journal: BABESCH
Volume: 70    Date: 1995   
Pages: 1-53
DOI: 10.2143/BAB.70.0.2002282

Abstract :
Vor fast einem Jahrhundert erschien Furtwänglers bekannter, auch heute noch öfters zitierter Aufsatz: ‘Aphrodite diadumene und anadyomene'. Er befaßte sich darin, anhand zweier typologisch verschiedener, jedoch entwicklungsgeschichtlich zusammenhängender Marmorstatuetten, mit der Frage wie die drei, durch entsprechende Gebärde verbundenen Hauptfassungen der hellenistischen ‘Anadyomene': die sich um eine senkrechte Achse drehende ‘halbbekleidete', die ‘nackte stehende' und die sogenannte ‘klassizistische' sich entwicklungsmäßig, zeitlich und örtlich zueinander verhalten. Sein Aufsatz bildete den Auftakt zu einer langen, durch mehrere Jahrzehnte anhaltenden, im Grunde noch immer nicht endgültig abgeschlossenen Diskussion.
Die beiden Marmorstatuetten die Furtwängler 1901 dazu veranlaßten sich mit der betreffenden Frage auseinanderzusetzen, befanden sich damals in Privatbesitz. Die ‘Diadumene' war Eigentum des russischen Botschafters in Rom, Graf Nelidow. Dieses vorzüglich erhalten gebliebene, aus der Nähe von Kyzikos stammende Stück, gelangte später in die Sammlung der Walters Art Gallery in Baltimore. Die ‘Anadyomene' befand sich dagegen im Besitz des Münchener Sammlers und Mathematikers Alfred Pringsheim – des Schwiegervaters von Thomas Mann. Wie verlautet, hatte dieser die Statuette ‘aus Italien' erworben. Nach der erzwungenen, von den damaligen Zeitumständen in Deutschland bedingten Auflösung der Pringsheimschen Sammlung während der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, galt die Statuette lange Zeit als verschollen. Erst kürzlich ist sie, überraschenderweise in niederländischem Privatbesitz, wieder aufgetaucht. Den heutigen Besitzern war die Vorgeschichte des Stückes allerdings nicht mehr in Einzelheiten bekannt. Es gelang jedoch, mit Hilfe der älteren Literatur, die Statuette mit Sicherheit als die ‘Anadyomene' des ehemaligen Münchener Sammlers zu identifizieren. Durch Zufall und mehrfache Vererbung ist sie, in den Nachkriegsjahren, aus München an ihren gegenwärtigen Standort gelangt.

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